Page 3 - Gemeindebrief 2023/10
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Angedacht




      erfahrung (die älteren unter uns) schwer   liegen des Friedens an einigen wenigen
      gezeichnet worden. Dennoch ist mir viel   Orten  gemeinsam  gestaltet  und  durch
      Dankbarkeit  entgegengeströmt  und  mit‐  Schweigen mehr erfahren als durch das
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      unter auch Lebensfreude.  Gewiss haben   Reden.  Die  S le  ist  wesentlich  für  uns
      Menschen eine große Sehnsucht nach Hei‐  moderne Menschen.  Aber gerade, weil die
      mat und Geborgenheit. Sie suchen einen   modernen  Einrichtungen  von  digitaler
      Ort, an dem sie zu Hause sein und zur Ruhe   Kommunika on,  künstlicher  Intelligenz
      kommen können. Viele geben sich bereits   usw. sowie der Wohlstand so vieles möglich
      zufrieden mit dem Nest, das sie sich gebaut   machen,  besteht  die  Gefahr  durch

      haben: die Familie oder Gemeinscha in   Verze elung und Zerstreutheit (die mir o
      der sie leben, das Haus, das sie bewohnen...   a es ert wird und ich bei mir selber auch
      Aber es bleibt eine  efe,  efe Sehnsucht   wahrnehme), dass wir uns verausgaben
      darüber  hinaus. Der Mensch kann nicht   und von innen ausgehöhlt werden. Wir
      anders, als über das Vorfindliche hinaus   brauchen jeder gelegentlich eine Zeit des
      zu fragen und hinweg zu schreiten. Chris‐  Nichtstuns, des Sich‐Sammelns, um aus der
      tenInnen wissen um eine Wirklichkeit, die   Zerstreutheit zur Einfachheit zu kommen,
      weit über diese Welt hinausgeht und finden   aus der Vielfalt zur Einfalt, von dem Äuße‐
      deshalb hier nur eine vorläufige Heimat.   ren zum Inneren, von den vielfäl gen un‐
      Sie verstehen sich als Gäste, als Passanten   wesentlichen Dingen zum Wesentlichen,
      und Durchreisende. Dazu gehöre ich erst   zur Quelle unseres Lebens. Ich habe die
      recht als einer, der als Fremder unter Ihnen   Erfahrung gemacht, dass ich bei manchen

      Zuwendung,  Verständnis  in  schwierigen   Personen, bei denen ich sehr o zu Besuch
      Zeiten erfahren hat. Die Sorge um die Zu‐  bin, dennoch zur Antwort bekomme:“ Du
      kun begleitet uns alle, aber wir haben   hast nie Zeit für uns“. Merkwürdig. Wenn

      vermocht in der Gegenwart das Nö ge zu   wir, die viel beschä gten Menschen, be‐
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      tun, damit das Gemeindeleben wenigstens   wusst eine Zeit der S le erlebt haben, er‐
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      notdür g  versorgt  am  Leben  erhalten   kennen wir wie wohltuend es ist und we‐
      bleibt. Sie haben das über die Maßen durch   sentlich für den inneren Frieden. Und weil
      Ihr ehrenamtliches Engagement gezeigt wie   es so wich g ist, wundern wir uns und be‐
      wich g  Ihnen  Ihre  Kirche,  Ihr  Gemein‐  dauern vielleicht, dass wir eine solche Ge‐
      deleben  ist.  Durch  die  Go esdienste:   legenheit zur S le nicht ö ers wahr‐ und
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      „Schweigen für den Frieden“ haben wir    ernstnehmen.  In  der  S le  nur  mit  sich
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      das wich gste Anliegen, nämlich: das An‐  selbst allein sein, mit eigenen Schwierig‐


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