Page 4 - Gemeindeblatt 2023/04
P. 4
Ein Bild, das in der Heiligen Schrift das Geheimnis des Heiligen Geistes zu
erklären sucht, ist das des Windes, des Sturmes. Unsichtbar, ungreifbar,
unberechenbar. Mal sanft, zart wie eine Mutter, oder ein Vater, mal wirbelt er
alles durcheinander, was ihm auf dem Weg steht: entwurzelt Bäume, bewegt das
Meer, wird zu einem zerstörerischen Ungeheuer. Seine Quelle, er selbst bleibt
dem Auge verborgen. Unser irdisches Leben hängt an diesem strömenden und
wehenden Element. Das erfahren wir auch bei der Geburt eines Kindes, wenn die
Luft die Lunge des Neugeborenen zum Atmen bringt und sein erster Schrei
ertönt. Großartig! Der Mensch braucht die Luft zum Leben wie sonst nichts auf
der Welt. Die Luft ist unentbehrlich für die Wellen des Lichts, für den Klang, für
den Duft des Frühlings.
Wir sollen uns getrost aus unserem Schneckenhaus heraustreiben lassen und auf
andere zuzugehen (wenigstens einmal im Monat) und die Gemeindezentren in
Eisenhüttenstadt und Zilltendorf, den Gemeinschaftsraum in Vogelsang und die
Kirchen in: Wiesenau, Brieskow-Finkenheerd, Groß-Lindow, nicht zuletzt la petite
Cathedrale zu Fürstenberg besuchen. Ganz bewusst zum Pfingstfest, eine Brücke
bauen, auf einen, und sei es nur einzigen Menschen zuzugehen im Vertrauen
darauf, dass der Heilige Geist die Mauern längst überwunden hat, um des
Zusammenhalts willen. Pfingsten ist, wenn ich nur ein einziges Herz heile, dann
lebe ich nicht umsonst. Pfingsten ist, wenn ich nur einer einzigen verwundeten
Liebe Vertrauen schenke und ihr helfe, weiterhin zu hoffen, dann lebe ich nicht
umsonst. Pfingsten ist, wenn ich nicht auf Wunder hoffe, sondern eine verletzte
Taube ins Nest zurücklege, dann lebe ich nicht umsonst. Pfingsten ist nicht bloß
Einbildung, Pfingsten ist gelebte Realität in jetzt und hier, in der das brennende
Feuer der göttlichen Liebe sorgsam zu hüten ist. Es lohnt Brücken zu bauen,
horizontale Brücken. Das sind irdische Brücken, aber sie reichen manchmal bis
zum Himmel. Und über manch eine Brücke erscheint hin und wieder der
Regenbogen.
Ihr Waldemar Radacz
N.B. Das Wort Most, der Name meines Mentors von der Klosterkirche in Kassel-
Nordshausen aus dem 12 Jh. heißt in allen slawischen Sprachen: `BRÜCKE`,
zuallererst in: Russisch und Ukrainisch.